Mountainbikes und Perspektiven für Ruanda
Africa is magic Teil 2
Ein Meilenstein für meinen Verein SHIFT UP FOR RWANDA e.V.: Zum Rwandan Epic reisten neben mir sieben weitere Mitglieder nach Ruanda um Mountainbikes zu übergeben, junge Sportlerinnen und Sportler zu unterstützen und selbst am Race teilzunehmen. Das Etappenrennen war Auslöser der ersten Reise und ist bis heute eng mit der Vereinsarbeit verbunden. Unser achtköpfiges Team setzte sich aus erfahrenen Ruanda-Reisenden und Neulingen zusammen. Jeder hatte seine Aufgabe: Melina dokumentierte die Reise und betreute die Social-Media-Kanäle. Jo reparierte gespendete Carbonrahmen und gab vor Ort einen Workshop um Know-how weiterzugeben. Weitere Mitglieder gingen beim Rennen an den Start, halfen das gespendete Material vor Ort zu warten und organisierten im Vorfeld umfangreiche Trikot- und Helmspenden. Während Flo und Hannes schon öfters mit in Ruanda waren, ging es für meinen Neffen Niklas und dessen Erfurter Kumpel Daniel das erst mal ins Land der Tausend Hügel.
Sportlich stand das Rwandan Epic nicht nur für mich im Fokus – sondern vor allem auch für die Athleten der Twin Lakes Cycling Academy (TLCA). Die TLCA vereint Bildung sowie Sport und gibt benachteiligten Kindern oder Jugendlichen Hilfe. Dieses Thema wird hauptsächlich von Shift Up und mir unterstützt. Drei Duos und ein Solofahrer der Akademie nahmen teil. In der Woche vor dem Rennen trainierte, schraubte und arbeiteten wir intensiv mit den sieben jungen Fahrerinnen und Fahrern. Besonders sichtbar wurde dabei die Entwicklung einzelner Sportler wie Banzi und Fiacre, die sich in drei Jahren der Zusammenarbeit deutlich gesteigert haben und neben dem Sport vor dem Abschluss der Highschool stehen oder in einer Berufsausbildung stecken. Bei anderen Talenten wie Janvier, Espoir, Aphrodice oder dem jungen Jackson ist dagegen noch einiges zu tun. Englisch, Bildung und Perspektiven sind hier noch weiter fördern und der Weg ein weiter. Auch technisch gibt es wie immer große Herausforderungen: Materialmangel, Improvisation und fehlende Wartungsroutinen gehören noch immer zum Alltag.
Der Höhepunkt der Reise fand zum Ende der ersten Woche statt: Erstmals konnten sieben Mountainbikes an Kinder übergeben werden. Bisher hatten nur ältere TLCA-Sportler eigene Fahrräder. Die Übergabe fand am Pumptrack und dem „Field of Dreams“ in Bugesera statt – einem Ort, an dem Sport und Bildung zusammenkommen. Die Begeisterung der Kinder war groß, ebenso die Überraschung über ihre guten Englischkenntnisse. Schnell wurde mir deutlich, wie wichtig ein stabiles familiäres Umfeld und der Zugang zu Bildung für ihre Entwicklung sind. Für mich aber auch den Verein steht fest: Hier liegt ein zentraler Ansatzpunkt für nachhaltige Förderung.
Sportlich sorgte das Rennen dann für emotionale Momente. Lokalmatador Banzi gewann überraschend den Prolog – auf einem neuen Bike, welches wir ihm zuvor übergeben hatten. Da schon drei defekte Carbonrahmen auf sein Konto gehen, bekam er jetzt ein Alu-Bike aber mit XT und feinen Wheels meines Partners HUNT. Seine Entwicklung in den vergangenen drei Jahren ist beeindruckend: Neben sportlichen Fortschritten spricht er inzwischen solides Englisch und arbeitet gezielt auf eine Ausbildung zum Fahrradmechaniker hin. Ein Beispiel dafür, wie Sport Perspektiven eröffnen kann. Im Rennen selbst zeigten Bart und ich dann unsere Klasse. Nach einem Rückstand drehten wir das Rennen, gewannen die Königsetappe nach Musanze und sicherten uns auch den Sieg rund um die nach der Akademie benannten Twin Lakes Stage. Somit wehte auch die Shift Up Fahne von ganz oben vom Podest. Banzi und dessen Partner Louis belegten einen starken vierten Platz in der Gesamtwertung – Banzi als klar stärkster einheimischer Fahrer. Brutal wie Fit der Bursche mittlerweile auf dem Bike ist. Mehr zum Race erfahrt ihr im vorherigen Blog-Beitrag.
Auch die übrigen Teams von SUFR und TLCA erreichten zufrieden und unfallfrei das Ziel: Die Neulinge beeindruckt vom Erlebnis, die Routiniers zufrieden mit ihrer Leistung. Ruanda zeigte sich einmal mehr als Gastgeber, der Menschen unterschiedlichster Herkunft verbindet. Zum Abschluss der Reise trafen wir uns nochmals mit den Kindern der TLCA zu einem MTB-Techniktraining. Schnell waren Fortschritte zu erkennen und die Vorfreude auf ein Wiedersehen groß. Mit dem Gefühl, sportlich wie menschlich etwas bewegt zu haben, ging es dann nach zwei Wochen wieder zurück in die Heimat.
Mehr Information zur Arbeit von SHIFT UP FOR RWANDA e.V. unter https://shift-up.org