Marathon World Championships

Rang 5 an der WM in Down Under

Es fällt mir nicht leicht Worte zu meiner Platzierung an den Masters Weltmeisterschaften zu finden. Top 5 in der Welt, für viele eigentlich ein Wahnsinns-Ergebnis! Nicht für mich. Ich will dabei nicht überheblich klingen, aber Ziel und Fokus waren auf mehr ausgerichtet und die Beine sowie ein sehr gutes Gefühl in der Vorbereitung gaben dies eigentlich auch her. Daher heute ein etwas längerer Bericht zum Trip nach Down Under.

Aber von vorne: Die Masters Weltmeisterschaften fanden dieses Jahr in Dwellingup (Western Australia) nahe Perth statt. Eine lange und auch kostenintensive Reise war also garantiert wenn ich dort an den Start gehen wollte. Bisher lief es heuer eher durchwachsen und auch mit Rang vier an den Europameisterschaften erlebte ich einen Tag, an dem mehr drin gewesen wäre. Aber ich hatte ein Ziel vor Augen, ich habe hart gearbeitet und vor allem hatte ich im Training Leistungswerte welche mir viel Selbstvertrauen gaben. Die Strecke mit 100km und vielen Singletrails sollte mir entgegenkommen. Als der letzte Formcheck zwei Wochen vor der WM mit einem deutlichem Sieg endete war klar, ich muss es in Australien versuchen. „Living the dream“ ist eines meiner Mottos und wenn du es träumen kannst, dann kannst du es auch erreichen. Nach Bronze 2022 ging es nun also mit dem klarem Ziel Podium oder sogar Weltmeister zu werden nach Dwellingup.

Vor Ort drehten die Beine weiter sehr gut und ich war aufgeregt wie lange nicht mehr vor einem Rennen. Über 70% Singletrails, das ist selten für einen Wettkampf und so etwas haben wir in Europa nicht. Auch ein Starterfeld mit vielen Namen die man zwar schon gelesen hatte, aber gegen die man nicht oft gefahren ist, sorgten für Nervosität. Ich konnte den Fokus halten und somit ging es voller Zuversicht in den Renntag. Von Beginn an war es sehr schnell aber ich konnte mich gut an der Spitze platzieren und nach hinten gingen die Lücken auf. Da einige Klassen zusammen starteten, unter anderem die Ozeanien-Meisterschaft, war aufpassen angesagt dass man bei den richtigen Leuten bleibt. Nach knapp 30 Kilometer lag ich zusammen mit einem Australier vorne, musste dann aber etwas Gas rausnehmen da ich wusste das die Ente hinten fett wird und es mir in dem Moment zu schnell wurde. Auf Position zwei ging es weiter und um den Abstand nach vorne nicht zu groß werden zu lassen, ging ich in den Kurven auch Risiko. Einmal zu viel Risiko, denn ich traf im hohen Gras einen Stein hart. Nur wenige Meter später verlor ich Luft im Vorderrad und nun hieß es ruhig zu bleiben. Plug und Co² Patrone richten, den Defekt beheben und weiter. Beim Reparieren aber stellte sich heraus das ich mir zwei Löcher eingefahren hatte, eines am Felgenhorn und somit an einer kritischen Stelle. Dank meiner Erfahrung hatte ich einen zweiten Plug dabei und es war Glück, das dieser hielt. Wieder auf dem Rad lag ich nun auf Position vier aber noch schlimmer, ich war Solo unterwegs während die Konkurrenz vor mir in der Gruppe einfacher und schneller vorwärts kam. Nun ging das Kopfkino an und ich konnte die miesen Gedanken nur schwer wieder abstellen. Auf einmal machten mir Kleinigkeiten zu schaffen, welche ich vorher locker ausblenden konnte. Die Schaltung wo rasselt, den Lockout der nicht astrein funktionierte, das Gel wo auf den Magen schlug. Der Flow war ganz klar weg. Das sind dann die Momente, wo die Leistung massiv absackt. Auch ob ein Durchfahren überhaupt noch Sinn macht, ploppte in den Gedanken auf. Erst als mich der letztjährige Weltmeister nach 70km überholte, konnte ich das Kopfkino wieder abschalten aber die Stunde damit war hartes Lehrgeld. Mit Anstand zu Ende fahren und wenigstens um die Top 5 zu kämpfen war von nun an die Devise. So schaffte ich es dann doch ein ordentliches Finale zu fahren und die Split-Zeiten in der Analyse danach zeigten, den Speed vom Beginn des Rennens konnte ich auch am Ende gehen. Den Sprint auf der Ziellinie in Dwellingup entschied ich noch für mich aber ab dann hieß es wieder mit den Gedanken klar zu kommen, zu reflektieren aber auch einmal tief durch zu atmen.

Nochmals. Wenn du es träumen kannst, dann kannst du es auch erreichen. Aber eben nur wenn du den Mut hast es auch zu versuchen. Von dem her bin ich mit Rang fünf zwar nach wie vor am Hadern, aber mit mir selber doch im Reinen! Der Dank gilt meiner Familie, Partnern und allen welche die Reise ermöglicht und an mich geglaubt haben. Wir werden das Regenbogen-Trikot schon noch feiern...

#marathon #racing #notmyday

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