Europameistermeisterschaft Asiago/ ITA

Europameister oder nicht?

Ironischerweise ähnelt dieser Beitrag dem letzten und Provokativ muss ich den Titel so schreiben denn nach den Gravel Europameisterschaften in Asiago/ Italien erwartete mich ein Auf und Ab der Gefühle wie ich es in meiner langen Kariere noch nie erlebt hatte. Die Vorbereitungen liefen super und die Strecke lag mir als Mountainbiker perfekt, es sollten drei Runden mit je 51km werden und auch die Höhenmeter kamen nicht zu kurz. Nach dem harten Aus an den Europameisterschaften im Mountainbike im August, war mein Fokus voll darauf ausgelegt.

Im Rennen sortierte ich mich schnell in den Top 5 ein und merkte, dass die Beine drehen und ich in den technischen Passagen deutlich der schnellste bin. Dort wo es um Windschatten und Taktik ging, fuhr ich clever in der Gruppe. Denn mit einer Rennzeit die wahrscheinlich über fünf Stunden gehen sollte, war auch klar dass man Körner für das Ende brauchte. Dennoch setzte ich mich schon zur Mitte das erste Mal entscheiden von der Konkurrenz ab und führte das Rennen über den steilsten Anstieg. Hinter mir zwar die Positionen zwei und drei noch nicht weit zurück, aber Rang vier war weg und somit die Medaillen sicher. Nicht nur das, ich war mir eigentlich auch sicher das Ding heute zu rocken.

Jetzt kommt aber das brutale down. Im Rennen verstarb leider ein älterer Agegrouper mit Herzstillstand. Andere Fahrer, auch ich, mussten an dieser Stelle vorbei und auf einmal ist alles Nebensache und Gänsehaut am ganzen Körper. Die Todesursache kam nicht durch eine Gefahrenstelle, daher schaffte ich den Switch wieder auf Rennmodus umzustellen, wie alle anderen und so tragisch es war.

Dennoch entschied sich der Veranstalter das Rennen zu stoppen und nach 102km abzubrechen, was für mich vollkommen richtig erschien. Nicht korrekt allerdings die Entscheidung der UEC und des Veranstalters, dass sie manche Klassen gewertet haben und manche nicht. So gab es Europameister aber in meiner Klasse nicht. Das bringt mich in die ungute und unangenehme Situation trotzt eines tragischen Vorfalls klar zu fragen, warum bei mir nicht das Ranking nach zwei Runden als Endresultat genommen werden kann. Die UEC redet sich heraus, es hätten ja drei Runden gefahren werden müssen. Das normale Prozedere bei Rennabbruch wegen höherer Gewalt ist, dass man das Ranking der letzten Zeitmessstelle hernimmt und das hätte es mit beenden der Runde zwei gegeben.

Das EM Trikot wäre einer meiner größten Erfolge geworden, auch ein nicht so zufrieden stellendes Jahre hätte damit einen einen Mega Abschluss gefunden. Meine Gedanken sind mittlerweile einigermaßen sortiert. Zu wissen dass ich es drauf gehabt hätte bringt zwar nur mir etwas, aber es ist ein klares Zeichen.

Während ich dies Schreibe bin ich schon wieder unterwegs und in Ruanda geht es nun in das letzte Rennen der Saison. Mit meiner Charity SHIFT UP FOR RWANDA hängt an dieser Reise etwas mehr. Wir werden wieder gespendete Bikes übergeben und auch Schulgeld an Florent. Die Freude dort zu sehen und etwas zu bewegen, hilft auch etwas über den nicht gewerteten EM-Titel hinweg…

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